Wirtschaftsordnung

Wirtschaftsordnung
Wịrt|schafts|ord|nung 〈f. 20Art, in der die Wirtschaft eines Staates aufgebaut ist

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Wịrt|schafts|ord|nung, die (Wirtsch.):
Art, in der die Wirtschaft eines Landes aufgebaut ist:
eine kapitalistische, sozialistische W.

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Wirtschafts|ordnung,
 
Gesamtheit der Normen, Regeln und Institutionen, in deren Rahmen sich der Wirtschaftsprozess vollzieht und die als Ordnungsgefüge das wirtschaftliche Handeln bestimmt. Die Wirtschaftsordnung wird als Teil der Gesellschaftsordnung betrachtet. Zusammen mit den sozioökonomischen Umweltbedingungen (z. B. politische und kulturelle Ordnung, Rechtsordnung, Produktionspotenzial) bestimmt die Wirtschaftsordnung das Beziehungsgeflecht zwischen Wirtschaftseinheiten und das konkrete wirtschaftliche Handeln im Wirtschaftsprozess (Produktion, Verteilung und Verwendung wirtschaftlicher Güter). Die konkreten rechtlichen Normen und Institutionen einer Wirtschaft bilden die Wirtschaftsverfassung.
 
Die besonders vom Neoliberalismus geprägte Ordnungstheorie (W. Eucken, F. A. von Hayek, K. Paul Hensel, * 1907, ✝ 1975) hat einen theoretisch-analytischen Aspekt (Analyse der Funktions- und Wirkungszusammenhänge im Sinne einer positiven Ordnungstheorie) und einen normativ-politischen Aspekt (Frage nach einer optimalen Wirtschaftsordnung im Sinne einer normativen Ordnungstheorie). Vertreter der liberalen Ordnungstheorie betrachten die Wirtschaftsordnung mithilfe der morphologischen Methode als Kombination bestimmter Teilordnungen oder Ordnungsformen (z. B. Planungs- und Eigentumsordnung) und unterscheiden wie Eucken zwei entgegengesetzte idealtypische Wirtschaftsordnungen, nämlich das Modell einer »Verkehrswirtschaft« (Marktwirtschaft) oder das Modell einer »Zentralverwaltungswirtschaft« (Planwirtschaft). In jeder auf Dauer bestehenden Wirtschaft sei eine Wirtschaftsordnung verwirklicht, die entweder mehr dem marktwirtschaftlichen oder mehr dem planwirtschaftlichen Modell entspricht (realtypische Wirtschaftsordnung). So gelange man vom Idealtyp Marktwirtschaft je nach Umfang der staatlichen Einflussnahme auf das Wirtschaftsgeschehen z. B. zur Wirtschaftsordnung des Dirigismus, des Interventionismus oder des Wohlfahrtsstaats (»gemischte Wirtschaftsordnung«). Neben dem den Dualismus marktwirtschaftlicher gegenüber planwirtschaftlicher Koordination in den Mittelpunkt stellenden neoliberalen Ansatz steht der systemtheoretische Ansatz, der die Wirtschaftsordnung mithilfe ihrer Entscheidungs-, Informations-, Motivations-, Koordinations- und Kontrollsysteme zu beschreiben versucht. Ein weiterer Ansatz findet sich bei Vertretern der historischen Schule (W. Sombart, A. Spiethoff), die die Merkmale einer Wirtschaftsordnung als Wirtschaftsstil bezeichnen. Sombart unterscheidet als Elemente des Wirtschaftsstils die Wirtschaftsgesinnung, die Ordnung und Organisation des Wirtschaftens, den Entwicklungsstand der Technik und die wirtschaftlich relevanten Daten. Diese Elemente prägen Eigenart und historische Gestalt des Wirtschaftslebens. Mit dieser Ordnungstheorie wurde auch versucht, Wirtschaftsstufen abzugrenzen.
 
Die Verwendung der Begriffe Wirtschaftsordnung und Wirtschaftssystem ist uneinheitlich. Sie werden entweder gegeneinander abgegrenzt oder gleichbedeutend verwendet.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Wirtschaftsforschung: Empirische Wirtschaftsforschung
 
Wirtschaftsordnung: Grundzüge von Wirtschaftsordnungen
 
Wirtschaftsordnung: Systeme zwischen Markt und Plan
 
Wirtschaftsordnung: Planwirtschaft und Marktwirtschaft
 

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Wịrt|schafts|ord|nung, die (Wirtsch.): Art, in der die Wirtschaft eines Landes aufgebaut ist: eine kapitalistische, sozialistische W.

Universal-Lexikon. 2012.

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